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Kasten 2:

30. August 94

Rhein-Main-Flughafen, Frankfurt. Weil er sich gegen seine Abschiebung nach Nigeria wehrt, wird Kola Bankole von Beamten des Bundesgrenzschutzes brutal gefesselt und mit einem Mund-Nasen-Pflaster und einem Klebeband - einer sogenannten Trense - geknebelt. In Hockstellung gefesselt wird ihm von dem Flughafenarzt eine »Beruhigungsspritze« in die Oberarmmuskulatur "gerammt". Als Kola Bankole daraufhin zusammenbricht, werden keine Wiederbelebungsmaßnahmen eingeleitet. Er stirbt - nach Angabe der Organisation Internationale Ärzte zur Verhinderung des Atomkrieges (IPPNW) und dem Verein Demokratischer Ärzte und Ärztinnen - an Ersticken. Kola wurde 30 Jahre alt .............

21. Januar 97

Düsseldorf. Es ist der dritte Versuch, die 27-jährige Tina Thoualy, abgelehnte Asylbewerberin von der Elfenbeinküste, abzuschieben. 

Bei den ersten beiden Versuchen hatten sich die Piloten jeweils geweigert, die sich wehrende Frau mitzunehmen.

Auch jetzt wehrt sich Tina T. - entsprechend ihrer wenigen Möglichkeiten. Ihre Beine sind umwickelt, die Hände sind auf dem Rücken mit Stahlhandschellen gefesselt. Zwei Beamte und eine Beamtin des BGS versuchen, Tina T. auf dem Flugzeugsitz mit dem Sicherheitsgurt zu fixieren. Sie windet sich - und ruft halblaut "Hilfe, Hilfe!". Die Beamtin drückt ihr das Kissen einer Kopfstütze in den Mund, so daß sie keine Luft mehr bekommt; sie gerät in Panik. 

Der neben ihr sitzende Beamte verbiegt ihr die auf dem Rücken mit Handschellen gefesselte rechte Hand dermaßen nach oben, daß mehrere Knochen brechen.

Tina T. wird für sechs Wochen in ein Krankenhaus eingeliefert.

6. Mai 97

Ein 23-jähriger Algerier wird - aus Hamburg kommend - über Berlin-Tempelhof mit dem Flug Nr. OII 4515 um 9.55 vorerst nach Prag als Zwischenstation abgeschoben. Das geschieht in folgender Art und Weise:

"Die untere Hälfte des Kopfes (von der Nase abwärts) war mit braunem Paketklebeband umwickelt. Die beiden Hände ebenfalls einzeln komplett bis über die Handgelenke zugebunden. Auf dem Rücken nochmals zusammengeschnürt und mit einem weißen Stock (ca. 50 cm lang) geknebelt.

Die Beine hatte man ebenso von den Knien bis zu den Knöcheln auf die gleiche Art 'verbunden'. Der Mann wurde wie ein Mehlsack geschultert und im Flughafengebäude in Prag auf einer Sitzgruppe abgelegt."

Drei vorherige Abschiebungsversuche des Algeriers mußten abgebrochen werden, weil er sich gegen die Abschiebungen gewehrt hatte. Einmal hatte er sich mit einer Glasscherbe selbst verletzt. Er werde sich lieber umbringen, als sich aus Deutschland herausbringen zu lassen, hatte er noch am Tag seines Abtransportes aus Hamburg erklärt.

22. April 98

Der 32-jährige ghanaische Flüchtling Joseph Gyimah wird abgeschoben 

In Accra werden die vier, den Flüchtling begleitenden BGS-Beamten unter dem Vorwurf in Haft genommen, Joseph G. im Flugzeug mißhandelt zu haben.

Zwei Mitreisende aus Nigeria, ein Universitätsprofessor und eine Dozentin, verlassen entgegen ihren ursprünglichen Reiseplänen die Maschine in Accra, um als Zeugen der Mißhandlung auszusagen. Joseph Gyimah sei während des Fluges mit einer Kette um Beine und Bauch an seinen Sitz gefesselt und die Arme seien auf dem Rücken mit Klebeband zusammengebunden gewesen. Er sei gezwungen worden, einen Helm zu tragen.

Die BGS-Beamten bestreiten ihre Festnahme in Accra, sie seien lediglich "zu ihrem eigenen Schutz" mitgenommen worden. Die Einwanderungsbehörde ergänzt diese Aussage: "...um sie vor wütenden Passagieren zu schützen".