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Berlin, 13.4.00
Pressemitteilung

Justiz- und Innenverwaltung gemeinsam
gegen die hungerstreikenden Ukrainerinnen

55. bzw. 51 Tag Hungerstreiktag gegen Abschiebehaft und drohende Abschiebung

Am Montag wurden Soja Schatz und Dana Wlasenko unter Androhung von Zwangsmaßnahmen in das Haftkrankenhaus der Justizvollzugsanstalt Berlin-Moabit gebracht. Für Personen, die in den Wochen des Hungerstreiks täglich Kontakt zu den Frauen hatten, wurden ganze drei Tage lang keine Besuchserlaubnisse erteilt. Nach etlichen Telefonaten, einer umständlichen Antragsprozedur und einer Personenüberprüfung durch Innen- und Justizverwaltung gelang es heute einer Freundin der Frauen, sie im Krankenhaus zu besuchen. Telefonate der Gefangenen nach außen sind ebenfalls stark reglementiert. Nur Soja Schatz durfte in den drei Tagen einmal mit ihrem Sohn telefonieren.

Damit setzt jetzt die Justizverwaltung, den von der Innenverwaltung begonnenen Psycho-Terror gegen die Frauen fort.

Nachdem die Innenverwaltung bis vor vier Tagen von einem "angeblichen" Hungerstreik gesprochen hatte und auch die BeamtInnen und Ärzte im Abschiebegefängnis Kruppstraße die Frauen in ihrer Notwehr-Aktion mit allen Mitteln zu diskreditieren versuchten, sahen sich die Verantwortlichen jetzt offensichtlich aufgrund der bedrohlichen gesundheitlichen Situation der Frauen gezwungen zu handeln. Anstatt die Frauen wegen Haftunfähigkeit zu entlassen, wurden ihre ohnehin schrecklichen Lebensbedingungen durch die Verlegung ins Haftkrankenhaus noch weiter verschlechtert. Das Elementarste, das Menschen in Notsituationen brauchen, das Gespräch und das Bewußtsein nicht alleine zu sein, versuchen die Verantwortlichen zu zerstören.

Am Dienstag äußerte der Leiter des Haftkrankenhauses Herr Rex den Grünen-Abgeordneten Hartwig Berger (flüchtlingspolitischer Sprecher) und Wolfgang Wieland (Fraktionsvorsitzender) gegenüber, daß die hungerstreikenden Frauen weiterhin Infusionen verweigerten. Die Senatsverwaltung für Justiz teilt mit, daß die beiden Frauen sich "in einem befriedigenden Allgemeinzustand" befinden. Dazu Hartwig Berger: "Die Frauen sind in einer körperlich schlechten und labilen Verfassung und seelisch in einem fatalen Zustand. Es ist menschliche Grausamkeit, sie weiter in Gefangenschaft ohne Perspektive zu halten."

Luydmyla Orlova, eine der beiden in der Kruppstraße verbliebenen Frauen ist nach über 50 Tagen Hungerstreik psychisch und körperlich schwer erschüttert. Ab Sonntag abend versuchte sie nach wochenlanger ausschließlicher Wasseraufnahme wieder Obstsaft zu trinken. Diesen erbrach sie ständig, so daß sich ihre Schmerzen und Krämpfe weiterhin verstärkten. In dieser absolut desolaten Situation wurde sie am Dienstagmorgen von Kripobeamten verhört. Sie unterschrieb vorgelegte Papiere, deren Inhalt sie aufgrund ihrer Erschöpfung und Verwirrtheit nicht verstand. Das Verhör wurde dann vorzeitig beendet. Danach brach sie psychisch zusammen.

Die hungerstreikenden Frauen erklärten heute noch einmal, daß sie den Hungerstreik solange fortsetzen und Infusionen und Medikamente ablehnen, bis sie in die Freiheit entlassen werden.

Wir appellieren an die verantwortlichen Ärzte und Politiker endlich zu handeln.
Sofortige Entlassung der Frauen aus der Abschiebehaft!
Sofortige Verlegung der Frauen in ein normales Krankenhaus!