home

Berlin, 15.3.00
Pressemitteilung

Hungerstreik der ukrainischen Frauen im Abschiebegefängnis Moabit dauert in der vierten Woche an

Unabhängige Ärztin attestiert Haftunfähigkeit von Anastasia Poljakova

Seit über drei Wochen befinden sich fünf Frauen im Hungerstreik, um gegen ihre Inhaftierung im Abschiebegefängnis Kruppstraße zu protestieren. Vor einer Woche hat sich eine weitere Mitgefangene aus der Ukraine dem Hungerstreik angeschlossen. Alle Frauen sitzen seit mehreren Monaten in Abschiebehaft.

Der Gesundheitszustand der Frauen, die nun schon seit 21 bis 25 Tagen keine Nahrung mehr zu sich nehmen, spitzt sich zu. Verstärkt äußern sich körperliche Symptome, wie Bauchschmerzen und Magenkrämpfe, Flankenschmerzen, Kreislaufstörungen, Schwindelanfälle und Schwäche. Eine Frau erbricht inzwischen das zu sich genommene Trinkwasser - eine alarmierende Verschlechterung.

Gefährlich ist die gesundheitliche Situation der 19-jährigen Anastasia Poljakova, die anfangs einen Hunger- und  Durststreik durchführte und seit einer Woche etwas - aber immer noch viel zu wenig Wasser zu sich nimmt.
Auf ihre eigene Veranlassung wurde sie von einer unabhängigen Ärztin untersucht, die in ihrem Gutachten zu dem Schluß kommt, daß Frau Poljakowa nicht mehr haftfähig ist. Über den Antrag auf Haftentlassung wurde bis heute nicht entschieden.

Kritik am Verhalten des medizinischen Personals

Skandalös ist das Verhalten des medizinischen Personals im Abschiebegefängnis. Wenn die streikenden Frauen ihre Beschwerden vortragen und um Hilfe bitten, dann werden ihnen - mit der Begründung, sie könnten ja essen und trinken - symptomlindernde Medikamenten und Maßnahmen (säurehemmende Medikamente, Klistiere,  usw.) verweigert. Dieses Verfahren im Umgang mit Hungerstreikenden bestätigte unlängst die Anstaltsärztin Dr. Rothe.

Das Spektrum der Begleit-Untersuchungen erschöpft sich im täglichen Gewichtmessen und in Blutdruck- und Pulskontrollen. Nur selten und unregelmäßig werden die Frauen zur Blutentnahme oder in Krisensituationen ins Krankenhaus gebracht. (sehen Sie hierzu unsere Pressemitteilung vom 8.3.00).

Wir protestieren energisch gegen diese menschenverachtende Praxis
des medizinischen Personals.
Wir fordern die sofortige Entlassung aller Abschiebegefangenen
und die Abschaffung der Abschiebegefängnisse.