antirassistische initiative berlin


Aufruf für Solidarität mit der Revolution in Rojava (15.9.2015)

Mit diesem Aufruf laden wir Individuen, Organisationen und Kollektive ein, an unserem Befreiungskampf teilzunehmen oder diesen zu unterstützen. Wir kämpfen um die Befreiung von der Macht des Staates, gegen Kapitalismus und Patriarchat. Wir laden euch nach Rojava (West-Kurdistan) ein, Kanton Cizire und Kobane.

Die Angriffe des IS konnten aus Rojava zurückgedrängt und weite Gegenden von ihrer Kontrolle befreit werden, aber weiterhin besteht das Embargo: ein Embargo das von der Türkei und durch Irakisch Kurdistan ausgeübt wird, weil sie gegen die grundlegenden gesellschaftlichen Veränderungen hier sind. Das Embargo ist daran Schuld, das es an Grundversorgungsmitteln, Medizin und medizinische Ausrüstung mangelt. Es gibt hier tausende Gefallene, umgebracht im Krieg: viele haben ihre Familie und ihr Haus verloren.

Unseren Region ist seit 4 Jahren von einem intensiven Krieg betroffen und gleichzeitig leistet die Bevölkerung einen starken Widerstand. Der Angriff der autoritären Kräfte der kapitalistischen Moderne, unterstützt durch die reaktionären Kräfte, die es in der Region gibt, extremistische religiöse Organisationen mit verschiedenen Namen, welche im Grunde in dem IS zusammengefasst werden können, ist nicht nur einen militarischen Angriff, welcher, alle technisch modernen Waffen gegen die, die sich wehren, nutzt. Es ist vor allem ein intellektueller und ideologischer Angriff, dessen autoritäre, monopolistische und patriarchale Mentalität sich gegen Frauen, gegen die Jugend und gegen die gesamte Gesellschaft richtet. Dieser Krieg ist ein internationaler Krieg! Alle hegemonialen Mächte spielen direkt oder indirekt eine Rolle, weil sie in dieser Region Einfluss haben wollen.

Wie in allen Kriegen dieser Welt, so sind es die Frauen die die schwerste Last tragen. Sie verlieren ihre Kinder, werden vergewaltigt, als Sklaven verkauft und zur Prostitution gezwungen; zusätzlich dazu, das Frauen in Syrien, wie auch in weiten Teilen des Mittleren Osten, als Menschen zweiter Klasse gesehen wurden. Aber hier in Rojava sehen Frauen das nicht mehr als unveränderliches Schicksal: seit langen haben Frauen angefangen, in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens (sozial, politisch, militarisch und kulturell), aktiv zu werden und dadurch gelingt es die chauvinistische Mentalität zu verändern. Im Kampf gegen das patriarchale System, kämpfen wir gegen alle Formen von Unterdrückung und Misshandlung: Es ist die gleiche Logik, die Männer über Frauen stellt, in der Mächtige über Menschen herrschen und mit der sich Menschen über die Natur stellen. Eine sich ständig wiederholende Hierarchie von Gewalt und Ausbeutung. Gegen das Patriarchat zu kämpfen, bedeutet für uns, gegen diese autoritäre und reaktionäre Mentalität zu kämpfen.

Mit den Revolution in Syrien und der klaren Antwort durch die Selbstverteidigungskräfte YPG/ YPJ, ist eine Situation entstanden, die eine Umgestaltung der patriarchalen und hegemonialen Verhältnisse im Mittleren Osten ermöglicht. Dieser historisch einzigartige Widerstand von Frauen gegen die Angriffe des IS, wo der IS ein Höchstmaß an männlicher Brutalität zur Schau trägt, hat Rojava, Syrien und das Mittleren Osten mit einer neue Frauenrolle beeindruckt. Es gibt ein Zusammenrücken von der Armenischen, Syrischen, Arabischen und Kurdischen Bevölkerungen und auch der Christlichen, Yezidischen und Islamischen Gemeinschaften, um die demokratischen, friedliche und ethischen Werten zu verteidigen.

In alle Bereichen (militarisch, politisch, sozial und kulturel) des Kampfes, spielen Frauen eine wichtige Rolle und in jedem Bereich gibt es ein 40% Frauenquote, geteilten Führung und das Prinzip von gleiche Verteilung (50%) als demokratischen Prinzip. Deshalb können wir die Revolution in Rojava als eine „Frauenrevolution“ bezeichnen. Der Widerstand der Frauen in Kobani beweist am besten die Rolle der Frauen in diesem Befreiungskampf und dem Krieg für Würde und Existenz gegen den IS.

Wir laden alle Menschen ein, aber vor allem Frauen, um diese Revolution zu sehen und/oder teilzunehmen!

Es gibt hier Schmerz, natürlich, aber auch Freude. Freude und Stolz, weil die Bevölkerung gegen das Unrecht aufgestanden ist. Wir haben gelernt in unserer Sprache zu schreiben, welche in alle öffentliche Gebäuden verboten war. Wir praktizieren ein Modell der demokratischen Selbstverwaltung. In öffentlichen Treffen, an den alle teilnehmen können, wird diskutiert und gemeinsam Entscheidungen getroffen. Wir organisieren uns zusammen mit den hier lebenden ethnischen Gruppen und Minderheiten, so dass alle ihre Identität behalten können und sich in einer Dynamik ergänzen die alle bereichert.

Wir kämpfen einen legitimen Kampf für Befreiung, ein Kampf der den Menschen Kraft geben soll und indem die Befreiung der Frauen die Priorität hat. In diesem Kampf geht es auch um eine harmonische Beziehung zur Natur, dem miteinander verbundenen Kreislauf, dem jedes Lebewesen angehört. Wir wollen Autoritarismus abschaffen, und kämpfen gegen die Mentalität die sie erschafft. Unsere Verteidigung organisieren wir unter anderem in der YPG/ YPJ, da die Kräfte die uns angreifen viele und tödlich sind.

Es gibt vieles was ihr machen könnt, zuallererst herkommen und in euren Länder erzählen was hier passiert. Ihr könnt die, die Traumatisierten unterstützen, beim Aufbau helfen, in allen sozialen und kulturellen Bereichen mitarbeiten, als auch Teil der Verteidigungskräfte werden. Eure Solidarität hat für uns die höchste Bedeutung.

Wir würden gerne euren Geschichten hören, von euren Kämpfen erfahren und mit euch unsere Revolution teilen. Wir laden euch ein, damit ihr sehen könnt, dass es Alternativen gibt zu dem System, dass Menschen dazu zwingt ein Teil von ihr zu werden und Menschen ihrer Menschlichkeit und Freude beraubt, und der Kontrolle über sich selber. Rojava ist eine mögliche Alternative. In der Geschichte und in der ganzen Welt gab es immer Bewegungen die gegen Mächte kämpfen, welche die Menschen hilflos und ohne leben sehen wollen. Wir glauben dass es wichtig ist sich diesen Bewegungen anzuschließen, weil wir nur zusammen gegen die Unmenschlichkeit, auf verschiedene Art und Weise, kämpfen können. Es gibt viele Kräfte, die gerne sehen würden, dass die Revolution hier zu einem Misserfolg wird und das sie weder in Kurdistan, noch im Mittleren Osten oder woanders auf der Welt verbreitet. Die einzige Möglichkeit diese Kräfte zu bekämpfen ist, wenn wir uns zusammenschließen, alle mit ihren eigenen Farben. Es sind Pluralität und verschiedene Stimmen, die uns stark machen.

Für Informationen: solidaritywithrojava@gmail.com

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